Der Herr segne dich und mache die Wege hell, die er dich führt.
Er lasse dich seine Nähe spüren, wenn du dich ängstigst,
und öffne deine Augen und dein Herz für die Freude
und für die Menschen, die er dir schenkt.

Gebet des Klosters am Rand der Stadt

           Jemand muß zuhause sein,
            Herr,
            wenn du kommst.
            Jemand muß dich erwarten,
            oben auf dem Berg
            vor der Stadt.

            Jemand muß nach dir Ausschau halten
            Tag und Nacht.
            Wer weiß denn, wann du kommst?

            Jemand muß wachen
            unten an der Brücke,
            um deine Ankunft zu melden,
            Herr,
            du kommst ja doch in der Nacht
            wie ein Dieb.

            Wachen ist unser Dienst,
            wachen.
            Auch für die Welt.
            Sie ist so leichtsinnig,
            läuft draußen herum
            und nachts ist sie auch nicht
            zuhause.
            Denkt sie daran,
            daß du kommst?
            Daß du ihr Herr bist
            und sicher kommst?

            Herr,
            durch meine Zellentüre
            kommst du in die Welt
            und durch mein Herz
            zum Menschen.
            Was glaubst du, täten wir sonst?

            Wir bleiben, weil wir glauben.
            Zu glauben und zu bleiben
            sind wir da -
            draußen
            am Rande der Stadt.

            Herr,
            jemand muß dich aushalten,
            dich ertragen,
            ohne davonzulaufen.
            Deine Abwesenheit aushalten,
            ohne an deinem Kommen
            zu zweifeln.
            Dein Schweigen aushalten
            und trotzdem singen.
            Dein Leiden, deinen Tod mitaushalten
            und daraus leben.
            Das muß immer jemand tun
            mit allen anderen.
            Und für sie.

            Und jemand muß singen,
            Herr,
            wenn du kommst,
            das ist unser Dienst:
            Dich kommen sehen und singen.
            Weil du Gott bist.
            Weil du die großen Werke tust,
            die keiner wirkt als du.
            Und weil du herrlich bist
            und wunderbar wie keiner.
            Silja Walter

Silija Walter Sr. M Hedwig OSB im Kloster Fahr